Juni-August 2017
Nachdem ich in diesem Jahr bereits das "Südkap" in Tarifa besucht hatte, war es vielleicht naheliegend, dass mich auch das Nordkap lockte.
Und es gab für mich einen weiteren Grund eine Skandinavienreise zu unternehmen:
im Jahre 1969 war ich als Jugendliche mit meinen Eltern bereits einmal in Schweden und Norwegen gewesen, und zwar mit einem Original -VW-Bus mit Westfalia-Einrichtung, also Bulli-Feeling pur. Diese Tour damals legte den Samen in mein Herz, irgendwann mit einem eigenen VW-Bus unterwegs zu sein. Und auf dieser Tour damals schrieb ich auch zum ersten Mal ein Reisetagebuch. Und so plante ich auch einige Orte aufzusuchen, wo ich seinerzeit mit meinen Eltern gewesen war. Mein altes Reisetagebuch, sowie alte Fotos nahm ich daher mit.
Um nach Schweden zu kommen nahm ich die beiden Fähren der sogenannten "Vogelfluglinie". Das ging auch ohne Vorbuchung völlig problemlos.
Schweden
Meinen ersten (und einzigen) Elch bekam ich schon am zweiten Tag zu sehen. Ich besuchte nämlich den Ellinge Älgpark unweit der E 4, kurz vor Ljungby.
Ein paar Tage später erreichte ich mein erstes Zwischenziel, den Siljan See bei Mora.
Es soll ja angeblich der schönste See Schwedens sein.
Ich wollte schauen, ob es den Campingplatz noch gibt, auf dem ich mit meinen Eltern 1969 im Bulli T1 übernachtet hatte. Und tatsächlich: auf der Halbinsel Sollerön gibt es immer noch "Sollerö Camping".
Ich blieb ein paar Tage und erkundete die Gegend.
Die Dorfkirche von Sollerön besticht durch ihre Schlichtheit. Da ist nichts, was von der inneren Einkehr ablenken könnte. In der Nähe gibt es auch ein Heimatmuseum.
Am Ostufer des Siljan Sees, in Nusnäs, kann man zuschauen, wie die für diese Gegend berühmten Dalarna-Pferdchen aus Holz hergestellt werden. Die Pferdchen wurden füher von den Waldarbeitern
geschnitzt, und teilweise sogar als Geldersatz genutzt.
Und überall stehen dort diese wunderschönen Schwedenhäuschen in den verschiedensten Farben, wie in einem Freilichtmuseum.
Ich fuhr weiter nordwärts auf dem sogenannten Inlandsvägen, der E 45.
Unterwegs, als ich für eine kurze Pause einen Parkplatz suchte, da fiel mir ein interessanter Turm auf. Es stellte sich heraus, dass er zu einer alten Pilgerkirche in Älvros gehört, die man
besichtigen kann. Sehr hübsch ist die Kirche innen.
In Östersund, wo ich auch übernachtete, wollte ich das Jamtli-Historienland, ein Freiluftmuseum, besuchen. Es öffnet übrigens erst um 11 Uhr am Vormittag.
An der Kasse fragte man mich wie alt ich denn sei. Ich nannte mein Alter und das klang für mich selbst immer noch irgendwie fremd. So alt fühle ich mich noch nicht.
Es war "Seniorentag" und ich durfte kostenlos das Museum besuchen. Aha, dachte ich, nun hat es dich wohl doch "erwischt" - das Alter.
Das Museum ist weitläufig und interessant, insbesondere auch die Samen- und Wikingerausstellung. Mich beeindruckt sehr, wie diese Naturvölker damals gelebt haben.
Die Route führte mich weiter, über die Strömsund-Brücke, ich erreichte "Lappland", das Land der Samen, das sich ja bekanntlich auf Norwegen, Schweden und Finnland verteilt, überquerte den Ulmeälven, einen wilden Fluss, und erreichte irgendwann Arvidsjaur. Dort gibt es ein altes sogenanntes Kirchendorf zu besichtigen mit noch ursprünglichen Samen-Hütten. Hierzu ein wenig Historie:
zu Beginn des 17. Jhdts. wurde mit der Christianisierung der Samen begonnen. Da diese ein Nomadenvolk waren, wurden sie zwangsverpflichtet mehrmals im Jahr zu den christlichen Festen zu erscheinen. Hierfür baute man feste Unterkünfte im Umkreis der Kirche, die nur zu den Zusammenkünften genutzt wurden. Diese Hütten waren und sind noch immer im Privatbesitz der einzelnen Familien.
Wie man aus den Prospekten entnehmen kann, gab es eine ganze Reihe von diesen Kirchendörfern: z.B. in Vilhelmina, dort ist aber nichts erhalten. Dann in Arvidsjaur, wo diese Hütten noch den traditionellen Hütten der Wald-Samen nachempfunden sind.
In Pitea gab es dann schon richtige Häuser, wo jede Familie einen Raum ihr eigen nannte, in der Regel waren dort dann 4 Familien in einem Haus untergebracht bis hin zu Lulea, wo dann die Reichen jeweils ihr eigenes Haus bewohnten.
Der Staat half bei allem fleißig mit (eine Hand wäscht die andere), konnte so die Samen unter staatl. Kontrolle bringen und Steuern einkassieren.
So besuchte ich also in Arvidsjaur das erste Kirchendorf, zwei weitere würden morgen folgen.
Finnland
Nachdem ich dann also am nächsten Tag die beiden anderen Kirchendörfer in Pitea und Lulea besucht hatte, überquerte ich einen weiteren Tag später die Grenze nach Finnland und fuhr nach
Rovaniemi.
Vom Campingplatz aus kann man gut mit dem Fahrrad in die City fahren oder zum Arktikum, einem Museum.
In Finnland ist es übrigens eine Stunde später als bei uns. Und inzwischen machte sich auch der nördliche Standort bemerkbar: es wurde nachts nicht mehr dunkel.
Um 22 Uhr sah es so aus:
Und um 2 Uhr morgens sah es so aus:
Ich besuchte dann auch das Arktikum. Schon das Gebäude ist außen wie innen interessant gestaltet und die Ausstellung zeigt Exponate zur Arktis, und über die Samen, sowie über die Entwicklung Rovaniemis von der Steinzeit bis heute. Zum Teil sind die Beschriftungen und Erklärungen auch in deutscher Sprache. Aus meiner Sicht hat sich der Besuch gelohnt.
Früh startete ich am nächsten Morgen, denn ich wollte noch einen kurzen Halt beim Polarkreiszentrum einlegen, und zwar bevor der übliche Touristenrummel so richtig einsetzt. Ihr wisst sicher: das ist dort, wo der Weihnachtsmann wohnt. Den habe ich dann zwar nicht getroffen, aber es gab zahlreiche Souvenirshops und auf dem Boden eine Markierung für den Polarkreis. Ein kleiner Schritt mit großer Bedeutung: ich überschritt den Polarkreis.
Auf der E 75 rollte ich weiter gen Norden, aber von Einsamkeit kann auf dieser Strecke nicht mehr die Rede sein.
Auch viele Rentiere waren dort unterwegs.
Das erste schreckte mich richtig aus meinen Gedanken auf, kam es mir doch auf meiner Fahrspur entgegen, in einem zügigen Trott, wie ein Marathonläufer. Erst kurz vor mir wechselte es auf die
"richtige" Fahrspur.
Und immer wieder tauchten vereinzelt oder als Gruppe Tiere am Straßenrand auf.
Irgendwo im Nirgendwo fiel mir am Straßenrand ein Schild auf: hier gab es frische Pfannkuchen mit Beerenkompott. Na, das konnte ich mir nicht entgehen lassen und eine kleine Pause war ohnehin schon überfällig.
Das war lecker und gestärkt konnte ich den Rest der heutigen Etappe fahren. Sehnsuchtsziel Nr. 2 auf dieser Reise war nämlich der Inarisee. Am Abend spielte das Wetter mit und ich konnte die Mitternachtssonne fotografieren, wie sie oberhalb des Horizonts ein Stück entlang läuft, bevor sie bereit ist für einen neuen Tag. Eine tolle Stimmung. So kam ich in dieser Nacht erst um 1.30 Uhr ins Bett.
Der Wettergott war mir auch am nächsten Tag gewogen und so konnte ich mein Boot aufbauen und eine Weile auf dem Inarisee paddeln. Diese Weite des Himmels über der Wasserfläche ist
beeindruckend.
Erst am frühen Nachmittag zog sich der Himmel zu und ich beendete für heute diesen Wasserausflug, zutiefst befriedigt.
Morgens fuhr ich dann zunächst in den Ort Inari, der im Wesentlichen aus Tankstelle, Supermarkt, einem großen Souvenirladen, einer Pizzeria, einem Restaurant, einer Kirche besteht - und etwas außerhalb gibt es noch ein großes eindrucksvolles Samen-Museum.
Außer mir waren übrigens auch gerade wieder einmal 2 weitere Frauen aus unserem Wohnmobil-Forum in dieser Gegend unterwegs und mit der einen hatte ich mich zum Besuch in diesem Museum verabredet. Die andere trafen wir dann später auf dem Campingplatz - ein nettes Treffen von drei Solofahrerinnen. Am Abend haben wir die Pizzeria ausprobiert.
Es ergab sich dann - und auf meiner weiteren Route immer mal wieder - dass ich mit Gerti, einer der beiden, ein Stückchen gemeinsam weiter fuhr.
Das Wetter kippte, es wurde kühl und regnerisch auf dem weiteren Weg nach Norden. In Utsjoki gab es erneut ein altes Kirchendorf zu besichtigen, und dann erreichten wir den großen Lachs-Fluss Tenojoki und eine imposante Brücke hinüber nach Norwegen.
Übernachtet haben wir in Tana Bru, bevor sich dann erst mal unsere Wege wieder trennten.
2 x Nordkap
Ich folgte noch eine Weile dem Fluss nach Westen. Die Straßen in Norwegen sind schlechter als in Finnland. Über das Ifjord-Fjell zu fahren ist beeindruckend. Dann kamen wieder Passagen mit mehr Vegetation und mit Rentieren. Irgendwann aber fuhr ich durch eine Geröll- und Steinwüste und es kam Nebel auf. Ich war mir nicht mehr sicher, ob das noch unsere bekannte Welt ist, oder ob ich irgendwo falsch abgebogen und auf einem anderen Planeten gelandet war - surreal. Doch irgendwann tauchte auch wieder ein Wegweiser auf und führte mich nach Mehamn. Am Hafen konnte man gut stehen. Der Ort machte allerdings einen etwas trostlosen Eindruck.
In der Reiseliteratur für Wohnmobilisten kann man nachlesen, dass es nicht nur das allgemein bekannte Nordkap gibt, das ja auf einer Insel liegt und über einen sehr langen Tunnel mit dem Festland verbunden ist, sondern dass es außerdem noch einen "nördlichsten mit dem Wohnmobil anfahrbaren Punkt auf dem europäischen Festland" gibt. Dieser Ort war mein Ziel.
Wie immer war ich früh abfahrbereit und das Wetter sah nicht schlecht aus.
Ich fuhr das kurze verbliebene Stück nach Gamvik, durch den Ort, und dann weiter zum Leuchtturm von Slettnes. In den Karten findet man die Bezeichnung "Slettnes Fyr". Ein kleines Stückchen weiter gibt es 2 Parkplätze und dann noch einen kleinen, auf dem ca. 6 Wohnmobile Platz haben. Dort endet auch die Straße. So erreichte ich also den nördlichsten anfahrbaren Punkt auf dem europäischen Festland bei bei 71° 05' Nord.
Inzwischen ist es übrigens zum Schutz der Flora verboten außerhalb dieses Parkplatzes im Gelände zu parken und das wird kontrolliert.
Zunächst besuchte ich aber den Leuchtturm. Dort gibt es auch ein kleines, heimeliges Cafe, freies WLAN, eine sympatische Wirtin und leckere frische Waffeln.
Gegen Mittag rollte ich dann auf den besagten kleinen Parkplatz und konnte - so dachte ich - am äußersten Rand, also an nördlichster Stelle stehen. Ich machte einen kleinen Fotospaziergang. Als ich zurückkam wollte ich es kaum glauben, aber da hatte sich doch noch schräg vor mich ein weiteres Wohnmobil gequetscht, zum größten Teil natürlich außerhalb der Parkfläche und so nah, dass ich kaum noch die Fahrertür öffnen konnte. Mir wurde Angst und Bange um die vordere Ecke meines Bulli. So etwas ist einfach nur dreist und rücksichtslos.
Erst nach meinem betont freundlichen Protest wurde das Fahrzeug dann doch noch umgesetzt. Leider war das nicht das einzige "Kuschelproblem" an diesem Tag. Am Abend kam dann ein Merzedes-Van und drängelte sich auf den Platz, der eigentlich kein Parkplatz ist. Mir blieb nichts anderes übrig als noch ein wenig zur anderen Seite zu versetzen. Letztlich standen wir mit 10 Fahrzeugen auf dieser Fläche.
Kurz vor MItternacht war ich erneut draussen zum Fotografieren, auch wenn einige Wolken den Himmel bedeckten. Trotzdem war es eine tolle Stimmung und dank reichlich Mückenspray mochten die kleinen Biester nicht an mir knabbern.
Für ein gemütliches Frühstück am nächsten Morgen war es mir dort entschieden zu eng, deshalb fuhr ich von diesem Parkplatz weg. An der Kirche von Gamvik konnte ich gut stehen, immer noch mit Blick auf Leuchtturm und Nordmeer und meinen Kaffee trinken.
Dann aber hieß es zügig fahren, denn bis zum nächsten, dem "offiziellen" Nordkap waren rd.450 km zurückzulegen und meine WetterApp kündigte einen Tag später eher schlechtes Wetter an.
Insgesamt war es landschaftlich eine beeindruckende Fahrt.
Zunächst ging es über diese Halbinsel und durch die Geröllwüste zurück, dieses Mal mit Sonnenschein, dann hinüber nach Lakselv und von dort den langgezogenen Landschaftsfinger nordwärts hinauf
bis zur Insel Mageroya.
Einige Tunnel waren zu durchfahren, der längste (7 km) zum Schluss um hinüber zur Insel zu kommen.
Und dann war ich also dort, an meinem Sehnsuchtsziel Nr. 3 bei 71°10' Nord. Aber Hochstimmung wollte sich zunächst nicht einstellen. Hier war Touristen-Hochburg.
Der Parkplatz war gut besucht aber nicht voll. Und obwohl ich nicht in der ersten Reihe parkte und wirklich genügend Parkfläche überall noch frei war, gab es im Laufe des Nachmittags und Abends
immer wieder Menschen, die meinten sich irgendwo dazwischen quetschen zu müssen. Was diese Menschen denken, fühlen oder damit bezwecken entzieht sich vollkommen meinem Vorstellungsvermögen. Dazu
später noch mehr.
Ich machte einen Bummel über das Gelände und besuchte die Nordkap-Halle mit Souvenir-Shop. Und dort warteten sie, alle schön in einer Reihe, zur Begrüßung der Gäste fein herausgeputzt: die
Trolle!
Es gibt sie also tatsächlich - wer hätte das gedacht.
Draußen an der Weltkugel war der Andrang groß, denn jeder will sich an diesem Symbol des Nordkaps fotografieren lassen. Ein netter Amerikaner, der mit Motorrad unterwegs war, fotografierte mich und umgekehrt.
So gegen Mitternacht ging ich erneut zum Globus. Ungetrübte "Mitternachtssonne" würde es zwar nicht geben, aber vielleicht trotzdem ein paar schöne Bilder und vielleicht würde es gelingen, die
Kugel einmal ganz ohne Menschen zu fotografieren?
Und dann kam doch noch Hochstimmung auf, denn die Wolken bildeten einen interessanten Hintergrund und irgendwann war kurz tatsächlich keine Menschenseele auf der Plattform und ich bekam mein
Foto. Mystisch.
Und in dem Moment empfand ich große Dankbarkeit für so Vieles in meinem Leben!
Glücklich und zufrieden schlenderte ich irgendwann zurück zum Auto und dann das:
auf meiner Schiebetürseite hatte sich ein schwarzer T3-Bulli-Allrad mit seiner Schiebetür vis-a-vis zu meiner derart nah hingestellt, dass in dem verbleibenden Abstand keine 2 Personen aneinander
vorbei kamen. Ein PKW stand so dicht hinter meinem Wagen, dass ich die Heckklappe nicht hätte öffnen können. In dem Durchgang standen 2 Männer a la "Russen-Mafia", im Wagen (die Schiebetür war
geöffnet) saß ein aufgetakeltes Flittchen. Die Männer mussten zur Seite weggehen, damit ich überhaupt in mein Auto einsteigen konnte. Was sollte das? Ich fühlte mich umzingelt und mein Kopfkino
begann mit Horrorgeschichten. An Schlaf war nicht zu denken. So machte ich leise alles abfahrbereit und flüchtete, nur weg von hier. Inzwischen war zwar die Schiebetür des anderen Fahrzeuges
geschlossen worden, aber es brannte innen Licht. Es war etwa 3 Uhr nachts. Draußen war es fast taghell und letztlich wurde es eine völlig surreale Fahrt von 3 Stunden - ohne Zeitgefühl - keine
Menschenseele unterwegs - auf verlassenen Straßen - mitten in der Nacht und doch taghell.
Erst in Trollholmsund beendete ich gegen 6 Uhr morgens meine Flucht auf einem Parkplatz und schlief erst einmal noch 3 Stunden, bevor ich die versteinerten Trolle dort besuchte.
Norwegen-Nord
In meinem Reiseführer stand geschrieben, dass hier einige Trolle zu Stein erstarrt sind, da sie sich von Sonnenstrahlen haben erwischen lassen.
Und dort standen sie, diese Figuren, drehten mir - so schien es - den Rücken zu, Kapuzen über ihre Köpfe gezogen.
Nur eine - so mein Eindruck - zeigte mir ihr Gesicht, vielleicht eine gutmütige Fee und gar kein Troll?
Irgendwie passte die Landschaft zu den vergangenen Stunden, irgendwie war alles ein wenig verwunschen:
das Licht, die Landschaft...
Ich fuhr an diesem Tag noch weiter nach Alta auf einen Campingplatz. Ich brauchte eine Pause.
Am nächsten Morgen begann es zu regnen.
Also hatte ich es richtig gemacht: 2 Nordkaps in 2 Tagen und Nächten.
Zusammen mit Gerti, die zwischenzeitlich auch auf dem Campingplatz eingetrudelt war, fuhren wir nach Besichtigung der Felsmalereien im Alta-Museum, gemeinsam weiter. Die Strecke zog sich. Unerwartet schlechte Straße mit vielen Wellen und Dellen, geflickten Schlaglöchern und abgefrästem Straßenbelag (in Bearbeitung). Einige Rentiere hatten überhaupt keinen Respekt davor, dass es sich um eine "Europa-Straße" handelt und jeder Fjord musste ausgefahren werden, das schien gar kein Ende zu nehmen.
Am nächsten Morgen trennten wir uns wieder, denn ich wollte über Narvik zu den Lofoten und Gerti über Tromsö nach Senja, aber wir blieben in Verbindung und würden uns wieder treffen.
In Narvik kam ich an einer imposanten - im Bau befindlichen - Brücke vorbei, sie sollte bis 2018 fertiggestellt sein.
Ich besuchte das Kriegsmuseum - was war das für ein totaler Irrsinn, dieser 2. Weltkrieg.
Bei Evenes fand ich an diesem Abend einen netten Stellplatz mit Blick auf's Wasser.
Lofoten
Auf den Lofoten hatte ich richtig gutes Wetter.
Eigentlich gehören die ersten Inseln noch gar nicht zu den Lofoten, aber egal. Ich fuhr zunächst hinüber auf die Insel Hinnoya und hielt mich nordwärts. Ziel sollte eine kleine Kapelle an der
Nordspitze Elgenes sein, eine interessante Straße führte dorthin, aber der angebliche Traumplatz war keiner mehr. Die Vorfläche vor der Kirche war abgesperrt, parken kaum möglich, die Kapelle war
geschlossen.
Da es sich um eine Stichstraße gehandelt hatte (wie sehr viele Straßen auf den Lofoten), fuhr ich also auf gleichem Weg zurück, konnte dann abbiegen nach Revsnes, von wo eine kleine Fähre mich
nach Flesnes übersetzte, dann folgte ich der E 10 südwärts. Es gab viele schöne Ausblicke aber kaum Haltemöglichkeiten zum Fotografieren.
Am Ende eines Fjords gab es einen Campingplatz für die Übernachtung.
Das Wetter war traumhaft. So fuhr ich am nächsten Tag nach Eggum. 120 Kr. bezahlt man dort für einen Stellplatz mit freiem Blick zur Mitternachtssonne. Soweit die Theorie.
Ich war relativ früh dort und gegen Mittag gab es etliche freie Plätze - alle mit der gleichen guten Sicht.
Aber dann rollten sie an, die großen weißen Wohnmobile....
... und natürlich reihten sie sich nicht ein auf den freien Plätzen. Nein, sie fuhren bis zum Ende des Weges. Manche wendeten dann doch und fuhren zurück, andere aber fuhren einfach auf die sehr
pucklige Wiese, als müssten sie demonstrieren, was sie alles können (oder sich herausnehmen). Ob dort die Sonne anders scheint?
Und dann kam noch ein ganz großes und stellte sich einfach quer, entlang des Weges und nahm uns, die wir dahinter standen, unsere freie Sicht.
Naja, wir hatten ja unsere Campingstühle und setzten uns dann halt an den Strand um gegen Mitternacht schöne Fotos zu machen.
Am Morgen fuhr ich wieder recht früh weg um mir ein einsameres Plätzchen für's Frühstück zu suchen, was aber schwierig war, denn nahezu in jeder Parkbucht oder auf jeder kleinen freien Fläche stand mindestens ein Wohnmobil.
Ich fuhr zum Museums-Fischerdorf Nusfjord, das so früh am Morgen noch kaum einen Besucher hatte. Das ist mir lieber, kann ich doch ungestört fotografieren.
Und an diesem Tag besuchte ich - nachdem ich meine Fährüberfahrt für den nächsten Tag abgeklärt hatte - auch noch den südlichsten Ort mit dem kürzesten Namen auf den Lofoten: Å.
Um dorthin zu gelangen fährt man eine kleine Straße, die immer schmaler wird und immer voller. Der Parkplatz war ebenfalls ziemlich besetzt. Es ist halt eine Touristenattraktion.
Von hier aus ging es zurück nach Moskenes auf den Campingplatz, der quasi direkt neben dem Fährhafen liegt, und bald darauf kam auch Gerti, die ebenfalls am nächsten Morgen auf's Festland
übersetzen wollte. Wir hatten ja die ganze Zeit Kontakt gehalten.
So konnten wir uns am nächsten Morgen auch gemeinsam an Bord die Zeit verteiben. Die Überfahrt dauert rd. 4 Stunden bis nach Bodö.
Unsere Wege trennten sich abermals und ich schaute mir in der Nähe von Bodö, an der Brücke Saltstraumbru, einen riesigen Malstrom an. Beeindruckend, wie das Wasser dort durch eine natürlich Engstelle schießt und große Strudel verursacht.
Norwegen Mitte
Und weiter ging es nach Süden, ich durchfuhr den bisher längsten Tunnel mit 9 km, überquerte wieder den Polarkreis, und erlebte auf mehreren kurzen Teilstücken die elektronische Mauterfassung.
Irgendwann erreichte ich auch den Abzweig auf die E 39 Richtung Westen, eine tolle Straße zum Dahincruisen mit schönen Aussichten und das Wetter spielte mit
Ich bog ab auf die "70" Richtung Kristiansund und nach 2 weiteren langen und tiefen Tunnel und einem Kassenhäuschen war der Weg frei für die "schönste Straße Europas", den
"Atlanterhavsveien".
Und, in der Tat, es ist eine schöne Straße mit Parkplätzen, von wo man immer wieder schöne Ausblicke hat.
An einer besonders kühn geschwungenen Brücke legte ich zum Fotografieren eine Pause ein. Natürlich war hier auch gleich wieder mehr Touristenrummel.
Von Molde aus nahm ich die Fähre nach Vestnes und entschied mich dann für den brühmten "Trollstigen", als nächstes Zwischenziel. Es ist schon sehr imposant wie sich diese Straße den Bergrücken
emporschlängelt. Angeblich sollen es ja "nur" 11 Kehren sein. Ich habe sie nicht gezählt, aber es schienen mir weit mehr zu sein.
Da kann man froh sein, wenn nicht gerade ein großer Reisebus entgegen kommt.
Nach diesem interessanten Fahrtag übernachtete ich in Valldal auf einem Campingplatz.
Wenige Tage später steuerte ich mein viertes Sehnsuchts-Ziel an: den größten Gletscher auf dem europäischen Festland, den Jostedalsbreen und konkret einen seiner diversen Gletscherarme, den Briksdalsbreen.
Es hatte mich brennend interessiert, wie viel der Gletscher seit 1969 zurückgegangen war. Ja, auch hier war ich vor fast 50 Jahren mit meinen Eltern gewesen.
Die Fahrt geht von Loen nach Olden, dort links ab und bis Briksdal. Die Straße wird teilweise einspurig, aber wo Busse durchkommen, kommen auch WoMos durch.
Unterwegs in diesem schönen Tal mit dunkeltürkis gefärbten Seen gibt es 2 Campingplätze.
Der Parkplatz am Ende kostete 50 kr über Tag. Busse stehen weiter oben.
Von dort führt ein gut ausgebauter Fußweg entlang des Gletscherflusses nach oben.
Man braucht etwa eine gute Stunde bis oben. Es gibt auch eine sogenannte „Trollbahn“ bzw. einzelne Wagen, mit denen kann man sich fast ganz hochfahren lassen kann.
Der Gletscher ist also bestens touristisch erschlossen.
Als ich dann also oben war und den freien Blick auf die Gletscherzunge hatte, da konnte ich anhand alter Dias, die ich mitgebracht hatte, feststellen, dass die Gletscherzunge doch ein gutes Stück zurück gegangen war.
Damals – 1969 - konnte man bis zum Eis herangehen, das in den kleinen See hineinragte.
Ich fuhr dann weiter Richtung Lom.
Allerdings kann man hierfür entweder die gut ausgebaute „E 15“ nehmen oder man nimmt „Abenteuer“.
Da gibt es nämlich den „alten Postweg“, die „258“, - „Gamle Strynefjellsvegen“. Es handelt sich um eine 114 Jahre alte Straße, die sich von Videseter nach Grotli über's Gebirge schlängelt und
lange Zeit die einzige West-Ostverbindung war. Nur am Anfang und am Ende ist die Straße asphaltiert, der größte Teil ist Naturbelag und die Straße einspurig mit Ausweichstellen.
Ich wählte natürlich diesen Weg, ein spannendes Erlebnis und wahrlich ein Rüttel-Test für's Auto, denn die vielen Schlaglöcher muss man halt in Kauf nehmen.
Mein Bulli hat jedenfalls den Test bestanden und das "Abenteuer" gemeistert.
In Lom wollte ich die berühmte Stabskirche besichtigen, aber angesichts der zahlreichen Reisebusse auf dem Parkplatz, sowohl am Nachmittag als auch am nächsten Morgen, verwarf ich diesen
Plan.
Auch den Campingplatz gleich nebenan kann ich nicht empfehlen. Er war voll und teuer.
Seit Tagen hatte mir ja schon ein „Schlenker“ bis kurz vor die schwedische Grenze im Kopf herumgespukt. Auch dort war ich seinerzeit mit den Eltern gewesen und zunehmend hatte ich das Gefühl gehabt, es wäre etwas offen geblieben, wenn ich dort nicht auch noch hingefahren wäre.
Es war eine wunderbare Strecke: am Rande des Rondane NP entlang, über's Fjell, dann kleine Seen, Flüsse... , schließlich die so typische Rentier-Landschaft...
Und dann stand ich am Femundsee, fand „unseren“ Campingplatz wieder und quartierte mich für eine Nacht dort ein. Natürlich hatte sich auch hier einiges verändert, der Zahn der Zeit hatte genagt – aber der See war genauso schön wie damals. Und so war dann auch diese unterschwellige Sehnsucht gestillt.
Innerlich voll befriedigt trat ich nun quasi die Heimreise an, ein Stück über die E 3, dann die E 6 und eine letzte Mautstelle für die Brücke zwischen Norwegen und Schweden.
Schweden
Auf meiner Fahrt Richtung Süden wartete noch eine Attraktion auf mich:
die Felsenbilder von Tanumshede. Streng genommen sind es 4 verschiedene Stellen, die alle mit dem Auto innerhalb weniger Minuten zu erreichen sind, dazu gibt es ein modernes Museum – dort sind auch ein paar Häuser nachgebaut um zu zeigen, wie man damals, in der Bronzezeit, vermutlich gewohnt hat.
Etwas abseits gibt es noch ein kleineres und unscheinbares Museum, das den Anspruch erhebt eher wissenschaftlich zu arbeiten. Als ich dort war, bekam ich sogar von einem Professor in bestem Deutsch exklusiv einige Informationen zu den Bildern.
Zum Teil funkte das Wetter zwar ein wenig mit Starkregen dazwischen, so dass ich nicht alles angeschaut habe,
aber den „großen roten Krieger“ und die Frau konnte ich mir nicht entgehen lassen.
Südlich von Göteborg, auf einem Campingplatz an der Küste, traf ich erneut mit Gerti zusammen und wir verbrachten einen netten Abend.
Sie hatte mir von einer Sehenswürdigkeit erzählt, die ich mir nicht entgehen lassen konnte:
die Funkstation von Grimeton – Welterbe der UNESCO, in der Nähe von Varberg (wird an der E 6 angezeigt).
Die Funkstation wurde in den 20ern des letzten Jahrhunderts errichtet um unabhängig von den transatlantischen Unterwasserkabeln mit den USA und anderen Ländern kommunizieren zu können.
Gesendet wurde im Langwellenbereich. Die Anlage funktioniert noch heute. Eine imposante Anlage.
Das war dann auch die letzte Attraktion auf dieser Reise gewesen.
Aufgrund einer Schlechtwetterphase mit starkem Wind verschob ich die Fährüberfahrt und quartierte mich noch für ein paar Tage auf einem Campingplatz ein.
Schließlich nahmen Gerti und ich dann die Fähre nach Dänemark wieder gemeinsam, bevor wir uns für dieses Mal endgültig voneinander verabschiedeten, denn sie wollte noch in Dänemark bleiben. Ich fuhr zurück nach Deutschland.
Sicher werden wir uns irgendwann und irgendwo wieder einmal treffen.